Ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt
Auf dem Brändliberg oberhalb Weesen kürten der St. Galler Bauernverband, der WWF und Pro Natura die Sieger der diesjährigen Wiesenmeisterschaft. Im Bezirk Gaster und See besitzen viele Bauern naturnahe und artenreiche Wiesen. Dies wurde bei der regen Wettbewerbsteilnahme deutlich.
"Bevor ich die Wiese mähe, lege ich mich inmitten dieser Pflanzen und geniesse die unbeschreibliche Ruhe“, erzählte Fridolin Bühler im Juni inmitten seiner artenreichen und bunten Bergwiese, oberhalb des Brändliberges, wo sein Bauernhof liegt. Ein schönerer Ort, um die Ruhe zu geniessen, ist schwer vorstellbar. Denn vor ihm breitet sich der Walensee aus und um ihn herum, duftet es nach Pizza, wie er selber erzählt.
Wilder Thymian und Majoran sind nur zwei von vielen Naturgaben, die eine artenreiche Wiese bereithält. Sie kann auch seltene Pflanzen beherbergen, die auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten steht. Die Blumen und Gräser können in einer strukturierten Umgebung mit Hecken, Wiesenbächen und Steinen wachsen, so dass allerlei Tierarten einen Lebensraum finden. Sie können eine bunte Vielfalt bieten und im Wortsinn eine Weide für die Augen der Spaziergänger sein. Diese und noch einige Kriterien mehr untersuchten ein Team auch Botanikerinnen und Botanikern, als sie im Juni die Wiesen der Teilnehmer an der dritten Wiesenmeisterschaft einer Prüfung unterzogen. Diese Faktoren bezogen später aber auch die Jurymitglieder in ihre Beurteilung ein. Teilnehmen durften Landwirte der Region See und Gaster.
Wir können nicht nur ernten
Am vergangenen Samstag fand nun die Preisverleihung in den Kategorien Talwiesen, Streuwiesen und Bergwiesen statt. An den Brunch mit Preisverleihung kam ein halbe Hundertschaft von Interessierten. Im Namen der Initianten, des St. Galler Bauernverbandes, des WWF, Pro Natura und des Landwirtschaftlichen Zentrums Salez anerkannte Bauernverbands-Vizepräsident Toni Huber die Zusammenarbeit zwischen der Bauern- und den Umweltorganisationen. "Wir freuen uns, dass so viele Bauern ihre Wiesen angemeldet haben.
Toni Huber lobte die grosse Anzahl extensiv genutzter Wiesen in der Region: "Die Bauern leisten einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt". Dabei sei die Pflege einer solchen Naturwiese nicht einfach. "Sie hängt von vielen Faktoren ab. Die Höhenlage spielt eine Rolle, die Sonneneinstrahlung, die Feuchtigkeit, der eine Wiese ausgesetzt ist, und vieles mehr." Alle Faktoren müssten von Bauern in der Bewirtschaftung einer solchen Wiese speziell berücksichtigt werden. Das verlange Flexibilität. "Trotzdem ist es für einen Bauern wichtig, dass seine Fläche einen gewissen Ertrag abwirft. "Weil es für immer mehr Konsumenten wichtig ist, wie und wo die Lebensmittel produziert werden, ist eine intakte Landschaft von grosser Bedeutung."
Sechs Preisträger
Alfred Brülisauer erklärte im Namen der Jury, dass es neben der Artenvielfalt, der Umgebung und anderen positiven Kriterien bei der Beurteilung einer Wiese auch Abzugskriterien gegeben habe. Dazu gehörte die Anwesenheit unerwünschter Pflanzen, wie die zum Beispiel der Goldrute. Damit alle Bauern eine faire Chance erhielten, teilte die Jury die angemeldeten Wiesen in drei Kategorien ein. Den ersten Preis in der Kategorie der Bergwiesen fiel Fridolin Bühler zu, der gleichzeitig auch Gastgeber war. "Auf seiner Bergwiese waren teilweise sehr seltene Arten zu finden. Sie brachten die Augen der Botaniker zum Leuchten", erklärte Brülisauer. Den zweiten Preis erzielte Daniel Gmür, Weesen, der seine Wiese nur einige Steinwürfe von der Familie Bühler entfernt bewirtschaftete. In der Kategorie Talwiese schwang Hans Jud von Rufi obenauf. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Wiese von Beat Jud Keller aus Maseltrangen. Er wurde Zweiter. Beide Wiesen liegen zwischen Bahndamm und Flugfeld und wurden seit Jahrzehnten nur extensiv genutzt. Selbst eine ausführliche Diskussion hat bei der Kategorie Streuwiesen zu keiner Einigung geführt. Die beiden Gewinner des ersten Preises sind kaum vergleichbar. Während die Wiese von Erwin und Barbara Schirmer aus Schänis ein attraktives Hangried mit viel Struktur und Bach bildet, glänzt die Wiese von Pius Giger, ebenfalls aus Schänis, durch ihre Artenvielfalt. In ihr wachsen sogar drei fleischfressende Pflanzenarten.
2017 im St. Galler Rheintal
Für Martin Zimmermann ist das WWF-Engagement bei der Wiesenmeisterschaft wichtig: „Die Bauern haben eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Biodiversität. Wir wollen zeigen, dass wir dies auch anerkennen, wenn sich eine Bäuerin oder ein Bauer dafür einsetzt.“ Darum ist klar, dass das Projekt Wiesenmeisterschaften fortgeführt wird. Nächstes Jahr wird das Rheintal im Fokus liegen.
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Auskunft: Dr. Alfred Brülisauer, Projektleiter Wiesenmeisterschaften St. Gallen, 077 447 44 40
Fotos: Martin Arnold